Sale: 330 / Modern Art / Post-War, Dec. 05. 2007 in Munich Lot 167

 
Emil Nolde - Rote Blüten


167
Emil Nolde
Rote Blüten, 1925.
Watercolour
Estimate:
€ 80,000 / $ 85,600
Sold:
€ 114,000 / $ 121,980

(incl. surcharge)

Rote Blüten. Um 1925.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japan 35,7 x 47,5 cm ( 14 x 18,7 in), blattgroß.

Mit einer Foto-Expertise von Herrn Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 5. Juni 2007. Das Werk ist dort registriert

PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.

Am 7. August 1867 wird Emil Hansen im deutsch-dänischen Grenzland geboren. Den Namen seines Heimatortes Nolde nimmt er später als Künstlernamen an. Mit dem Entschluss, Maler zu werden, geht er nach München, doch die Akademie unter Franz von Stuck lehnt ihn ab. Es folgt ein Studium an der privaten Malschule von Adolf Hölzel in Dachau und ab 1899 an der Académie Julian in Paris. 1903 zieht Nolde auf die Insel Alsen. Durch die Auseinandersetzung mit den Neoimpressionisten Vincent van Gogh, Edvard Munch und James Ensor gelangt er ab 1905 zu einem eigenständigen Stil, in dem die Farbe eine wesentliche Rolle spielt; es entstehen farbintensive, leuchtende Blumenbilder. 1906 lernt Nolde die "Brücke"-Maler kennen, deren Gruppe er sich vorübergehend anschließt. In einer Reihe von Porträtstudien beginnt die Hinwendung zum Aquarell. Nach einer Kontroverse mit Max Liebermann wird Nolde aus der "Berliner Sezession" ausgeschlossen und gründet 1910 mit anderen zurückgewiesenen Künstlern die "Neue Sezession", an deren Ausstellungen er bis 1912 teilnimmt. Von einer Expedition nach Neu-Guinea 1913 bringt er reiches Studienmaterial mit, das er in zahlreichen Werken noch bis 1915 verarbeitet. Ab 1916 verbringt er den Sommer auf der Insel Föhr und lässt sich 1928 in Seebüll nieder. Der dort angelegte Garten wird zur unerschöpflichen Inspirationsquelle seiner Malerei.

Seit 1910 benutzt Nolde für seine Aquarelle saugfähiges Japan, das er vor dem Farbauftrag anfeuchtet. Diese "Nass-in-Nass"-Technik kommt seinem Wunsch nach Unmittelbarkeit und Spontaneität im Umgang mit der Farbe besonders entgegen. Die Farbe entwickelt im Kontakt mit dem feuchten Papier ein dynamisches Eigenleben, sie zerfließt, verschwimmt, breitet sich aus und durchtränkt das Papier. Nolde ist ein Meister dieses Verfahrens und er setzt der Freiheit der Farbe souverän Grenzen, indem er sich den fortschreitenden Trocknungsprozess des Papieres zu Nutze macht. Wie in unserem Aquarell akzentuiert er die konturlosen Flächen durch fest umrissene Formen und Strukturen, die er mit dem Pinsel lasierend in mehreren Schichten auf das trocknende Papier aufträgt. Das Ergebnis sind Arbeiten von außergewöhnlicher Leuchtkraft und Farbtiefe.

Im Krieg als Künstler verfemt, dazu seit 1941 von einem Arbeitsverbot der Nationalsozialisten betroffen, malt Nolde ab 1938 in Seebüll seine "Ungemalten Bilder", viele hundert kleine Aquarelle, die er nach 1945 als Ölbilder wieder aufgreift. In den letzten Lebensjahren entstehen v.a. Aquarelle mit Blumen- und Landschaftsmotiven aus der näheren Umgebung seines Hauses in Seebüll, wo Nolde am 13. April 1956 stirbt. [ME]

Zustand: Von guter farbfrischer Erhaltung. Vereinzelte minimale Knickspuren. Oberrand mit winzigem Papierverlust. Im oberen Bereich mit schwachem Wasserrand, den Gesamteindruck nicht beeinträchtigend. Obere Ecken verso mit Montierungsresten, recto minimal durchschlagend.




167
Emil Nolde
Rote Blüten, 1925.
Watercolour
Estimate:
€ 80,000 / $ 85,600
Sold:
€ 114,000 / $ 121,980

(incl. surcharge)