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Kubistischer Engel. 1984.
PROVENIENZ: Privatsammlung Deutschland.
Salvador Dalí studiert ab 1921 an der Kunstakademie in Madrid. Dort lernt er Vertreter der künstlerischen Avantgarde wie Luis Buñuel und Federico García Lorca kennen und gerät zunehmend unter den Einfluss der pittura metafisica von Giorgio de Chirico und Carlo Carrà. 1928 geht Dalí nach Paris, wo er mit der surrealistischen Bewegung um André Breton in Berührung kommt. Mit dem Werk Sigmund Freuds vertraut, verbindet er zunehmend das Traumhafte mit dem künstlerischen Mittel des Automatismus, paranoide Wahnvorstellungen mit Elementen des Unterbewussten und irreale Phantasien mit altmeisterlich-akribischer Maltechnik. Ab 1940 lebt Dalí in den USA, wo bereits 1941 seine erste große Retrospektive in New York gezeigt wird. Erst 1948 kehrt er nach Spanien zurück. Das hier entstehende Spätwerk zeigt zunehmend religiös-mystische Versatzstücke, die Dalí, der sich zu dieser Zeit intensiv mit physikalischen Theorien auseinandersetzt, mit Elementen aus der Wissenschaft verknüpft. Der Künstler erhält zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen: 1964 wird ihm der Orden der Königin Isabella verliehen, 1978 wird er in die Académie des Beaux-Arts de l'Institut de France aufgenommen, seit 1982 trägt er den Titel "Marquis de Púbol", und 1971 wird in Cleveland das Salvador Dalí Museum eröffnet.
Anlässlich seines 80. Geburtstags 1984 erscheinen die beiden antagonistisch angelegten Skulpturen „Kubistischer Engel“ und „Surrealistischer Engel“ nach früheren Original-Entwürfen und Gussformen. Sie sind eindrucksvolle Interpretationen eines Themas, mit dem der Künstler sich bereits zuvor immer wieder beschäftigt hatte. Pater Bruno Froissart berichtet von einem Gespräch mit dem Künstler: „Salvador Dalí hat mir gesagt, dass ihn nichts so sehr stimuliert wie die Idee des Engels. Dalí wollte den Himmel malen, in das Himmelsgewölbe eindringen, um mit Gott zu kommunizieren. Gott ist für ihn eine unfassbare Idee, unmöglich zu konkretisieren. Dalí meint, er sei vielleicht jene Substanz, die man in der Kernphysik sucht. Für ihn dagegen ist Gott kosmisch. Wie er mir sagte, läge darin eine Beschränkung. Er sieht darin eine widersprüchliche Gedankenfolge, die sich nicht zu einer einheitlichen Strukturidee zusammenfassen lässt. Dalí, im Grunde seines Herzens Katalane, muss Formen anfassen können, und das gilt auch für Engel.“ (zit. nach: www.dali-ausstellung.de/de/literatur/der-surrealisti-engel.html, Stand: 11.5.2007). Mit unserer Skulptur kehrt Dalí noch einmal zu den Anfängen seiner künstlerischen Laufbahn zurück und bedient sich der Formensprache der klassischen Moderne. Typisch für ihn ist das lustvolle Spiel mit der Kunst der Antike, die er in Form der klassischen Standfigur paraphrasiert.
Anfang der 1980er Jahre erkrankt, verbringt Dalí die letzten Jahre seines Lebens zurückgezogen von der Öffentlichkeit. Er stirbt am 23. Januar 1989 und wird - seinem Wunsch gemäß - in der Krypta seines Theater-Museums in Figueras beigesetzt. [RS]
Zustand: Guter Gesamteindruck. Verstreute, minimale kleine Fleckchen und Oxydationsspuren. Wenige Stellen mit geringfügigen Bereibungs- bzw. Kratzspuren.
Bronze, patiniert.
An der Wade des Standbeins mit der gegossenen Signatur und Datierung, der gestempelten Nummerierung "V-X" sowie einer montierten Plakette mit dem Gießerstempel "Kunstguss Strehle". Exemplar V/X. 170 x 60 x 60 cm ( 66,9 x 23,6 x 23,6 in). Sockel: 70 x 60 x 60 cm (27,5 x 23,6 x 23,6 in).
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