Sale: 563 / Modern Art Day Sale, Dec. 07. 2024 in Munich Lot 123000923


123000923
Ernst Ludwig Kirchner
Damenkapelle (Im Konzertsaal), 1908.
Etching in colors
Estimate:
€ 35,000 - 45,000

 
$ 38,500 - 49,500

Information on buyer's premium, taxation and resale right compensation will be available four weeks before the auction.
Damenkapelle (Im Konzertsaal). 1908.
Farbradierung.
Signiert, datiert und bezeichnet "Eigendruck" sowie am unteren Blattrand handschriftlich betitelt "Im Konzertsaal". Eines von wohl 8 bekannten Exemplaren. Auf festem Velin. 28 x 30,8 cm (11 x 12,1 in). Papier: 32 x 32,6 cm (12,5 x 12,8 in).
[AR].

• Seltener, prachtvoller Eigendruck in dunklem Grün aus der besten "Brücke"-Zeit.
• Aus dem für Kirchners Œuvre so bedeutenden Motivkreis Tanz, Varieté und Zirkus: voyeuristische Momentaufnahme aus dem Dresdner Nachtleben.
• Seit fast 60 Jahren in privatem Familienbesitz.
• Nur äußerst selten wird ein Exemplar auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Weitere Exemplare befinden sich im Museum of Modern Art, New York, im Hammer Museum in Los Angeles sowie im Buchheim Museum, Bernried
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Hessen (seit 1965: Kornfeld und Klipstein).
Seither in Familienbesitz.

LITERATUR: Günther Gercken, Ernst Ludwig Kirchner. Kritisches Werkverzeichnis der Druckgraphik, Bd. 1 (1904-1908), Bern 2013, WVZ-Nr. 208 3 (von 3)
- -
Kornfeld und Klipstein, Bern, 116. Auktion, Moderne Kunst, 18.6.1965, Los 469 (m. Abb. Tafel 118).

"Unmittelbar und reichhaltig nahmen die Bilder das Leben auf“, so Ernst Ludwig Kirchner resümierend. Es ist die Fülle von Tanz-, Varieté- und Zirkusarenen, die von den Künstlern der „Brücke“ zum zentralen Thema ihrer ausdrucksstarken Kunst wird.
Kirchner schildert uns mit dieser großformatigen Radierung, was in den Metropolen Europas ab 1900 den Nerv der Zeit trifft und auf den Tanzflächen und bei den Zuschauern einen regelrechten Hype auslöst. Eine uniformierte Damenkapelle mit hochgesteckten Haaren peitscht die (nicht sichtbaren) Tanzpaare zum wilden Auftritt an; Erinnerung an den Film "Cabaret“ mit Liza Minelli und der legendär auftretenden Damen Kombo werden hier wach. In den Bögen im Hintergrund ist eine Varieté-Kulisse zu erkennen, von denen es in Dresden viele gab, etwa die nahe dem Altmarkt gelegenen Etablissements, das "Central-Theater" und der "Victoria-Salon".
Eine theatralische wie erotische Szenerie entspringt diesen abgedunkelten Räumen, aber auch das Käufliche, Wohlfeile einer geschäftstüchtigen Halbwelt kommt darin zum Ausdruck.

Mit dem Kahlköpfigen im Vordergrund nimmt Kirchner die Darstellung von Typen der gesellschaftlichen Gewinner eines George Grosz der 1920er Jahre vorweg. Es ist eine Hommage an das goldene Zeitalter der Unterhaltungskünstler, die vor dem Ersten Weltkrieg mit ihrer schrägen Musik und Showtänzen das Publikum in Ekstase versetzen. Mit dem Varieté und Tanz affinen Kirchner kommt die Moderne der Bühnenwelt in die Dresdner "Brücke“-Kunst, zeichnend und malend setzt Kirchner die gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen in Szene. Der Einfluss des französischen Impressionismus eines Degas oder Toulouse-Lautrec ist ebenso erkennbar wie das Neuartige, dem sich Degas und Matisse zu Beginn des Jahrhunderts mit dem Tanz als einem Ausdruck gewandelter Lebensformen zuwenden. Verwandt den Cafés in dem Pariser Vergnügungsviertel um den Place Pigalle oder dem Moulin Rouge im Montmartre, sind es in Dresden die Ballhäuser und die Varietés, die sich nach französischem Vorbild Cabarets nennen, werden zur Heimstätte Kirchners. [MvL]



123000923
Ernst Ludwig Kirchner
Damenkapelle (Im Konzertsaal), 1908.
Etching in colors
Estimate:
€ 35,000 - 45,000

 
$ 38,500 - 49,500

Information on buyer's premium, taxation and resale right compensation will be available four weeks before the auction.