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Paradiesgarten, 98/6. 1998.
Auch nach dem Ende der DDR behält Mattheuer seinen gesellschaftskritischen Blickwinkel bei und trägt dem Publikum seine persönliche Meinung vor, ohne je eindimensional oder moralisierend zu sein. Wie so oft bei Mattheuer ist bei dem vorliegenden Werk der Titel des Gemäldes ein Teil des Kunstwerks, der einen Hinweis zur Deutung gibt. Hier ist es der offensichtliche Widerspruch zwischen Titel und Sujet, der den Betrachter einfängt. Die domestizierte, verformte Natur ist ein Dauerthema des Malers. Motive wie der bis auf den Stamm gestutzte Baum und die Verwendung seiner Reste für ein Tischchen im Garten tauchen schon in den 1970er Jahren in seinen Bildern auf. Die vordergründig bunte, Optimismus austrahlende Farbigkeit der Szenerie harmoniert nicht recht mit der seltsam steifen Anordnung der Figuren und der Unentschlossenheit, mit der Mattheuer die Beziehung der beiden Protagonisten darstellt. Der Künstler präsentiert sich mit diesem Bild als ein Altmeister der Leipziger Schule, der mit den jungen Vertretern dieser Malerei ohne weiteres mithalten kann und souverän seine Stellung behauptet.
Mattheuer wird mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt, so 1993 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2004 posthum mit der Ehrenmedaille "Viribus unitis" der Stadt Leipzig. Zu seinem 75. Geburtstag richten ihm die Städtischen Kunstsammlungen Chemnitz eine umfangreiche Retrospektive ein. Mattheuer verstirbt überraschend 2004 am Morgen seines 77. Geburtstags in Leipzig. [KR]
PROVENIENZ: Galerie Schwind, Frankfurt/Main (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
In guter Erhaltung. Im linken Bildteil eine kleinere Stelle mit Craquelé.
Acryl auf Leinwand.
Rechts unten monogrammiert und datiert. Auf dem Keilrahmen bezeichnet "WV 98/6". 170 : 200 cm (66,9 : 78,7 in). Wolfgang Mattheuer wird 1927 im vogtländischen Reichenbach geboren, wo er nach dem Schulabschluss eine Lehre als Lithograf macht. 1944 zum Militär einberufen, nimmt er am Krieg teil, flieht 1945 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft und kehrt nach Reichenbach zurück. 1946-47 besucht Mattheuer zunächst die Kunstgewerbeschule und anschließend die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wo er im Anschluss als Assistent und Dozent arbeitet, bis er 1965 zum Professor ernannt wird. Ab 1974 ist Mattheuer als freischaffender Künstler tätig. In seinem frühen malerischen Werk ist er von der Neuen Sachlichkeit geprägt und verarbeitet Motive der griechischen Mythologie. In den 1970er Jahren malt er zunehmend sinnbildhafte Landschaften, die oft mit mehrdeutigen symbolischen Figuren besetzt sind. Zusammen mit Werner Tübke und Bernhard Heisig gehört Wolfgang Mattheuer zu den Begründern der sog. Leipziger Schule, deren Realismus symbolhaft aufgeladen ist und sich oft genug hintergründig mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit der DDR kritisch auseinandersetzt. Unter dem Motto "Neue realistische Kunst" ist Mattheuer 1977 auf der documenta 6 vertreten. Ab 1971 beschäftigt sich der Künstler auch mit plastischen Arbeiten.
Privatsammlung Österreich.
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