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Damenbildnis. Um 1922.
PROVENIENZ: Privatsammlung Niederlande.
LITERATUR: Deutsche Kunst und Dekoration. September 1924, Heft 12, S. 310.
Gegen den Willen des Vaters siedelt Leo Putz bereits mit 16 Jahren nach München über, um bei seinem Stiefbruder Prof. Robert Poetzelberger ersten Zeichenunterricht zu nehmen. Es folgt eine künstlerische Ausbildung zunächst an der Münchener Akademie, danach 1891/92 an der Pariser Akademie Julian. Nach der Rückkehr aus Paris besucht Putz die Atelierklasse des Genremalers Paul Höcker. Im Jahr 1892 wird die Münchner Sezession gegründet, an deren Ausstellungen Putz sich jährlich beteiligt. Einige Jahre später, 1899, entsteht aus der Atelierklasse Höckers die Künstlergruppe "Scholle", zu deren Gründungsmitgliedern Leo Putz gehört. Dem vorherrschenden Akademiestil und Historismus der damaligen Zeit wird eine neue, temperamentvolle Malweise entgegengesetzt, die den Einfluss Wilhelm Trübners erkennen lässt. Der Mensch, vornehmlich die Frau, wird zum zentralen Thema des künstlerischen Schaffens.
1923 zieht Putz mit seiner Familie nach Gauting in Bayern, wo auch unser Porträt, das vermutlich seine Frau Frieda darstellt, entstanden ist.Das Faszinierende an den Gemälden von Leo Putz ist ihre optische Brillanz, die auf einer Symbiose von mehreren Faktoren beruht. Da ist zum einen die locker-fleckenhafte Malweise, die im Zusammenspiel der verschiedenen Farbflächen eines pastosen Farbauftrags ihre Wirkung entfaltet und zum anderen der Aufbau der Komposition in mehrere Bildebenen, die sich dem Betrachter erst nach und nach erschließen. Die dekorativ ins Bild gesetzten Accessoires, wie hier der mächtige Rosenstrauß in bauchiger Vase, geben der Gesamtkonzeption jene Abrundung, die für Leo Putz typisch ist. Die große Bilddiagonale, die der Künstler bevorzugt, wird auch hier gewahrt. Von der Schale mit Früchten über das aufgeschlagene Buch bis hin zur Rundung der Sofalehne wird der Blick geradezu zwingend ins Bild geführt und genau auf die im Mittelpunkt der Komposition sitzende junge Frau gelenkt, deren leicht abwesender Blick Tagträume vermuten lässt. Putz versteht es subtil, die verschiedensten Emotionen anzusprechen und so den Betrachter das eigene Anliegen näherzubringen.
1929 tritt Putz seine erste Fernreise nach São Paulo an und verbringt die kommenden Jahre mit seiner Familie in Südamerika. 1933 kehrt der Künstler nach Gauting zurück. Sein Werk wird zwar mit einer großen Ausstellung vom Künstlerverein München geehrt, trotzdem sieht er sich 1936 gezwungen, vor den Nationalsozialisten in seine Geburtsstadt Meran zu fliehen, wo er am 21. Juli 1940 stirbt. [KD]
Öl auf Leinwand.
Putz 795. Rechts unten signiert. 99 x 99 cm ( 38,9 x 38,9 in).
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