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"Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden"
PROVENIENZ: Sammlung Sauerwein, München.
Bereits zu Ende des ersten Weltkrieges erkannte Käthe Kollwitz mit Schrecken, daß es ewig Uneinsichtige gibt, die sich den Tatsachen nicht beugen wollen. "Vorher war in den Zeitungen ein Aufruf von Richard Dehmel erschienen , wo er zum Weiterkämpfen bis zum Weißbluten aufrief. Damals schrieb ich eine Entgegnung. Ich schloß sie mit den Goethes Worten aus dem Lehrbrief: "Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden". Wie seltsam sich dies wiederholt. Ich beschließe noch einmal - zum 3. Mal -dasselbe Thema aufzunehmen und sagte zu Hans vor ein paar Tagen: Das ist nun einmal mein Testament "Saatfrüchtre sollen nicht vermahlen werden". In diesen Tagen war mir unerhört schwer ums Herz.
Lithografie , 1941
Klipstein 267; Knesebeck 274. Signiert. Eines von nur wenigen Exemplare. Selten. Auf festem Velin 37 x 39,5 cm ( 14,5 x 15,5 in). Papier: 46,5 x 58 cm (18,2 x 22,9 in).
Die letzte graphische Arbeit der Künstlerin und zugleich ihr Vermächtnis. Dem Titel liegt ein Zitat aus "Wilhelm Meisters Lehrjahre" von Johann Wolfgang von Goethe zugrunde, das die Künstlerin schon 1919 in einem offenen Brief an Richard Dehmel benutzte.
Ich zeichnete also noch einmal dasselbe: Jungen, richtige Berliner Jungen, die wie junge Pferde gierig nach draußen wittern, werden von einer Frau zurückgehalten. Die Frau (eine alte Frau) hat die Jungen unter sich und ihren Mantel gebracht, gewaltsam und beherrschend spreitet sie ihre Arme und Hände über die Jungen. "Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden" - diese Forderung ist wie "Nie wieder Krieg" kein sehnsüchtiger Wunsch sondern Gebot. Forderung. (zitiert nach: Käthe Kollwitz. Die Tagebücher, Siedler Verlag Berlin 1999, S. 704-705).
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