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125000175
Serge Poliakoff
Bleu (Composition), 1957.
Oil
Estimate:
€ 200,000 - 300,000

 
$ 216,000 - 324,000

Information on buyer's premium, taxation and resale right compensation will be available four weeks before the auction.
Bleu (Composition). 1957.
Öl auf Schichtholz.
Rechts unten signiert. 88,5 x 116 cm (34,8 x 45,6 in).


• Seltene, aus dem Zusammenspiel von nur zwei Farben und ihren Nuancen aufgebaute Komposition.
• Durch die Verzahnung unterschiedlich geformter, kantiger Farbflächen entstehen außergewöhnliche, pastose Gebilde mit haptisch reizvoller Oberflächenstruktur.
• Kurz nach Entstehung gelangt die Arbeit in die bedeutende Sammlung von Dr. Franz Meyer, Zürich, und verbleibt bis 1994 in der Sammlung dessen Sohnes, ehem. Direktor der Kunsthalle Bern und des Kunstmuseums Basel.
• Seit dem Entstehungsjahr Teil zahlreicher musealer Ausstellungen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz.
• Die farbintensiven Gemälde der 1950er Jahre sind die gefragtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt (Quelle: artprice.com).
• Vergleichbare Gemälde der 1950er Jahre befinden sich in bedeutenden musealen Sammlungen, darunter das Centre Pompidou, Paris, die Tate Modern, London, die Phillips Collection, Washington, D.C., sowie das Solomon R. Guggenheim Museum und das Museum of Modern Art, New York
.

Mit einer schriftlichen Bestätigung von Alexis Poliakoff vom 2. Oktober 1997.

PROVENIENZ: Galerie Bing, Paris.
Sammlung Marguerite Meyer-Mahler (1898–1990) und Dr. Franz Meyer (1889–1962), Zürich (1957 oder 1958 vom Vorgenannten erworben).
Sammlung Dr. Franz Meyer (1919–2007), Zürich (1962 durch Erbschaft vom Vorgenannten, bis 1994)
Galerie Française, München.
Privatsammlung Süddeutschland (1997 vom Vorgenannten erworben).
Seitdem in Familienbesitz.

AUSSTELLUNG: Serge Poliakoff, Moderne Galerie Otto Stangl, München, Aug./Sept. 1957, Kat.-Nr. 4 (m. Farbabb., verso m. d. handschriftl. bez. Ausstellungsetikett).
Serge Poliakoff, Kunstverein in Hamburg, 12.4.-18.5.1958, Kat.-Nr. 71 (m. Abb., auf d. Keilrahmen m. d. handschriftl. bez. Ausstellungsetikett).
Serge Poliakoff, Kunsthalle Bern, 9.4.-15.5.1960, Kat.-Nr. 80.
Jean Arp, Sonia Delaunay et Serge Poliakoff, Musée Rath - Musée d'art et d'histoire, Genf, 4.4.-3.5.1964, Kat.-Nr. 9 (auf d. Keilrahmen m. d. Ausstellungsetikett).
Serge Poliakoff, Kunstmuseum, St. Gallen, 11.6.-31.7.1966, Kat.-Nr. 48.
Serge Poliakoff, Musée National d'Art Moderne, Paris, 22.9.-16.11.1970, Kat.-Nr. 51 (auf d. Keilrahmen m. d. typogr. bez. Ausstellungsetikett, m. fehlerhaften Angaben zu Datierung).

LITERATUR: Alexis Poliakoff, Serge Poliakoff. Catalogue raisonné, Bd. 2: 1955-1958, Paris 2010, S. 189, WVZ-Nr. 57-46 (m. Abb.).
- -
Giuseppe Marchiori, Serge Poliakoff, Paris 1976, S. 68 (m. Abb., m. fehlerhaften Angaben).
Christie's, London, Contemporary Art, 1.12.1994, Los 18 (m. ganzs. Farbabb., S. 37).

Als die Kunst der Nachkriegszeit nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, neuen Formen und Inhalten sucht, erlangt Serge Poliakoff mit seinen für die europäische Kunst noch äußerst unkonventionellen Kompositionen große Anerkennung. Die figurative Malerei kann die Forderung nach Erneuerung nicht bedienen, ihre Formen und künstlerischen Möglichkeiten wirken erschöpft, sodass sich die Künstler nun auf eine in ihr Inneres gerichtete Suche nach neuer Kraft und Inspiration begeben. Poliakoffs Œuvre entspricht in jeder Hinsicht dem damals vorherrschenden Zeitgeist und auch deshalb zählt man ihn zu den wichtigsten Akteuren der sogenannten Nouvelle École de Paris, deren Vertreter, darunter Jean Dubuffet, Jean Fautrier, Hans Hartung und Pierre Soulages, insbesondere durch ihre große Weiterentwicklung und ihr Vorantreiben der abstrakten Malerei in Paris miteinander verbunden sind. 1938 präsentiert der Künstler im Salon des Indépendants sein erstes abstraktes Werk und findet in den darauffolgenden Jahren bald zu einer ganz individuellen, äußerst charakteristischen abstrakten Malerei. Heute zählt man ihn zu den bedeutenden Protagonisten der europäischen Farbfeldmalerei.

In seinen Werken entwirft der Künstler ein Gerüst aus scharfkantigen, unregelmäßigen Formen, gefüllt mit manchmal kräftigen, manchmal zarteren Farben, das er gleich einem Puzzle zu einem verschachtelten Gebilde zusammensetzt. Frei von äußeren, gesellschaftlichen oder geografischen Einflüssen erschafft Poliakoff so seinen ganz eigenen malerischen Kosmos, der durch die eingehende Betrachtung des Kunstwerks von jedermann betreten werden kann.
Häufig spielt Poliakoff dabei mit der Wirkung des von ihm gewählten kräftigen Kolorits oder der feinfühligen, zart abgestuften Farbnuancen: in einigen Werken kombiniert er eine Vielzahl nicht verwandter, stark kontrastrierender Farben, in anderen setzt er nur kleine kräftige Akzente neben einen harmonischen Farbenteppich oder untersucht die Darstellungsmöglichkeiten und die resultierende Wirkung von nur einer oder – wie in der hier angebotenen Arbeit – von zwei verschiedenen Farbgruppen. In "Bleu" findet der Künstler in der Verbindung von kräftigem Königsblau und Weiß eine Fülle an Farbnuancen, welche die gesamte, pastos bemalte Bildfläche überziehen. Sein experimenteller Umgang mit Farbe führt zu einer besonders bewegten, lebendigen Oberflächenbeschaffenheit. Mehrere Schichten dick aufgetragener Farbe liegen übereinander, bilden Furchen und erhabene Strukturen, lassen zum Teil lasierend die Tonalität der darunterliegenden Schichten erahnen, und führen den Blick mit den deutlich sichtbaren Pinselspuren in das Zentrum des Bildes und dieses ausdrucksstarken blauen Farbstrudels.

Die 1950er Jahre gelten als die beste Schaffenszeit des Künstlers, der Höhepunkt seiner künstlerischen Entwicklung. Auf dem internationalen Auktionsmarkt sind seine Arbeiten dieser Werkphase deshalb besonders gesucht.
Bereits zu Lebzeiten feiert Poliakoff in diesen Jahren große künstlerische Erfolge. 1954 kauft das Solomon R. Guggenheim Museum in New York das 1950 entstandene Gemälde "Composition". 1956 erscheint eine erste Monografie über den Künstler (Verf. Michel Ragon). Im Entstehungsjahr des hier angebotenen Gemäldes sind seine Arbeiten dann in einer großen Ausstellung im Solomon R. Guggenheim Museum in New York vertreten. 1962 füllen 17 seiner Gemälde einen Raum im französischen Pavillon auf der XXXI. Biennale von Venedig.

Zur Provenienz
Kurz nach Entstehung ist das Gemälde Teil einer Einzelausstellung in der Galerie Otto Stangl, für die der Künstler im August 1957 eigens nach München reist. Wenige Monate später gelangt das Werk über die Galerie Bing in Paris in die bedeutende Kunstsammlung von Dr. Franz Meyer, einem in der heute unter Denkmalschutz stehenden Villa Brandt im Zürcher Riesbachquartier lebenden Juristen, in dessen Sammlung sich u. a. auch herausragende, bereits ererbte Gemälde von Ferdinand Hodler, Vincent van Gogh und Paul Gauguin befinden, die Meyer durch eigene Erwerbungen erweitert, darunter Arbeiten von Robert Delaunay, Sam Francis, Amadeo Modigliani, Mark Rothko und Henri Rousseau (heute Fondation Beyeler, Basel). Nach Meyers Tod geht die Sammlung in den Besitz seines Sohnes über, ebenfalls Jurist, promovierter Kunsthistoriker und 1955–1961 Direktor der Kunsthalle Bern sowie anschließend bis 1980 Direktor des Kunstmuseums Basel. So ist er 1960 als Direktor der Kunsthalle Bern wesentlich an der Organisation der großen Retrospektive "Serge Poliakoff. Werke von 1937-1960" beteiligt, in der auch das hier angebotene Werk ausgestellt ist. Am Abend vor der Vernissage lädt Poliakoff die Kuratoren der Kunsthalle zu einem großen Dinner im Schloss Bellevue in Bern, an dem Meyer gemeinsam mit seiner Frau Ida Chagall, der Tochter des Malers Marc Chagall, teilnimmt. Am darauffolgenden Abend veranstalten die Meyer-Chagalls nach der Vernissage für Leihgeber und Freunde eine Feier in ihrer Wohnung in der Herrengasse, der auch der Künstler bewohnt.

"Poliakoff's paintings have their own special silence which distinguishes them from the tumult of so much current artistic practice. [...] Allowing the work to take its effect, an elementary poetic force is released from the shapes, novel and different for each work of art. Poliakoff's work has the gravitiy and greatness seen in sacred art of past ages. One can clearly detect its affinity with icons."
Dr. Franz Meyer, zit. nach: Alexis Poliakoff, Serge Poliakoff. Catalogue raisonné, Bd. 2: 1955-1958, Paris 2010, S. 33.

Bis 1994 verbleibt die wunderbare Arbeit im Besitz von Dr. Franz Meyer jun. und ist in dieser Zeit in wichtigen Ausstellungen im Musée d'art et d'histoire in Genf (1964), im Kunstmuseum St. Gallen (1966) und im Musée National d'Art Moderne in Paris (1970) zu sehen. 1997 gelangt die Arbeit schließlich über die Münchener Galerie Française in eine süddeutsche Privatsammlung. [CH]



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Bleu (Composition), 1957.
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