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Tennisspieler am Meer - 1. Fassung
PROVENIENZ: Vom Künstler am 31.1.1901 an Paul Cassirer, Berlin, verkauft.
Ausstellung: Sport - LXII, Ausst.Kat. der Berliner Sezession in Gemeinschaft mit dem Museum für Leibesübungen, Berlin 1927, Nr. 135.
LITERATUR: Die Kunstausstellungen von 1901, in: Jahrbuch der Bildenden Kunst, 1902, S. 5 (mit Abb.).
Die Wende zum 20. Jahrhundert bringt im Schaffen von Max Liebermann auch eine Wende in der Themenwahl. Waren es vorher seine Themen aus dem Arbeitsleben der Bauern und Fischer, die Liebermann gegen den herrschenden Zeitgeist vehement verteidigte, so erweitert er nun seinen Motivkreis. Sportbilder, vor allem Tennisspieler und Reiter, aber auch die Badenden im Meer werden das bevorzugte Sujet. Tennis auf dem Rasen am Meer, wie in unserem Bild, konnte um diese Zeit nur der Sport einer großbürgerlichen Gesellschaft sein. Liebermann gewinnt dem Thema vielerlei Facetten ab. Mehrere Versionen zeugen davon. Die Palette ist verhalten. In pastelligen Tönen wird hier eine Sportart geschildert, die in ihrer Gelassenheit, mit der der Künstler sie schildert, noch nichts von dem Erfolgsstreben erahnen lässt, das gerade diese Sportart heute bestimmt. Der in die Bildmitte genommene Horizont, der Himmel und Erde eine fast gleichwertige Aussage zukommen lässt, unterstreicht eine lässige Grundhaltung, die den Reiz dieser Komposition ausmacht. Liebermann konzentriert sich weniger auf die Aktion als auf die räumliche Aufteilung der Personen, die durch die Spieler in der flachen Landschaft markiert wird. Wie schon in den "Netzflickerinnen", einem der wichtigsten Gemälde der späten 1880er Jahre, ist es die isolierte Einzelfigur, die die Position bestimmt und damit in der Komposition die Räumlichkeit. [KD]
Öl auf Leinwand , auf Pappe (?) und weitere Leinwand doubliert, 1901
Eberle 1901/27. Rechts unten signiert. 69,5 x 100,3 cm ( 27,3 x 39,4 in).
Paul Cassirer, Berlin, 1907 (PC Nr. 6257).
Geheimrat Eduard Arnold, Berlin (erworben bei Cassirer).
Privatbesitz.
Kunstsalon Franke, Baden-Baden (1991).
Privatbesitz, Schweiz.
Max Liebermann, Kunstsalon Franke, Köln, Zürich, Berlin 1992, Nr. 13 (mit Farbabb.).
Max Liebermann - Lovis Corinth, Kunsthaus Apolda, Apolda 1995, Nr. 13 (mit Farbabb.).
Gustav Pauli, Max Liebermann, des Meisters Gemälde in 304 Abbildungen (Klassiker der Kunst, Bd. 19), Stuttgart/Leipzig 1911, S. 136 (mit Abb.).
Erich Hanke, Max Liebermann. Sein Leben und seine Werke, Verlag Bruno Cassirer, Berlin 1914, S. 405 und 539.
Weltkunst, Jg. LXI, 1991, Heft 23, S. 3692 (mit Abb.).
Im Sommer 1901 hält Liebermann sich im holländischen Nordseebad Scheveningen auf und setzt sich zum ersten Mal mit dem Motiv "Tennisspieler am Meer" auseinander. Er fertigt mehrere Skizzen und Studien zu den unterschiedlichen Bildelementen des vorliegenden großen Gemäldes an, das im darauffolgenden Winter in seinem Berliner Atelier entsteht. Diese kleineren Arbeiten belegen die intensive Auseinandersetzung des Malers mit der Lokalität, den Personen, der Staffage und der Dynamik des Spiels. So hält er in einer Ölstudie (Eberle 1901/16. Abb. 3) den Tennisplatz fest: Noch ohne Netz, doch ist der Raumausschnitt fast identisch mit dem Gemälde. Eine andere Ölskizze (Eberle 1901/18. Abb. 4), die wohl als Bewegungsstudie entstand, zeigt die elegante junge Tennisspielerin im weißen Kleid schon als Rückenfigur auf demselben Platz, diesmal jedoch mit einem Sonnenschirm in ihrer linken Hand, auf das Meer blickend.
Das Motiv scheint Liebermann sehr interessiert zu haben, denn kurze Zeit nach Schaffung des ersten, uns vorliegenden "Tennisspieler"-Gemäldes wiederholt er es in einer zweiten, leicht variierten Fassung. Auf einem Foto aus dem Frühjahr des Jahres 1902 sehen wir den Maler in seinem Atelier bei der Arbeit an der "Papageienallee" (Abb. 1). Im Hintergrund stehen die "Tennisspieler" auf einer weiteren Staffelei und auf dem Boden dagegen lehnt eine kleine Studie zu dem Motiv.
Einige Jahre später, im Jahr 1907, kommt Liebermann abermals auf das Sujet zurück und radiert es in der unserem Gemälde sehr ähnlichen Version "Tennisspiel am Meeresstrande" (Schiefler 69. Abb. 2). [MD]
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