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Sitzendes Mädchen mit Schafen am Weiher I
Mit einer Foto-Expertise von der Tochter der Künstlerin Tille Modersohn, Bremen, November 1958
PROVENIENZ: Sammlung Hermann Gerding, Direktor der Bremer Wollkämmerei, Bremen-Blumenthal (durch Briefwechsel bestätigt).
Ausstellung: Bremer Werkschau, 1957.
Der Mensch in der Natur ist für Paula Modersohn-Becker ein wichtiges Thema, das sie in ihrem Werk immer wieder aufgreift. Obwohl sie den Worpsweder Künstlern sehr nahe steht, gelingt es ihr eindrucksvoll einen eigenen, unverkennbaren Stil zu entwickeln, der sich auch in unserem Gemälde widerspiegelt. Die Künstlerin stellt keine romantische, panoramahafte Landschaft dar, sondern reduziert diese auf ihre wesentlichen Formen und fängt sie für den Betrachter ein, indem der Schwerpunkt ihrer Darstellung auf der Schlichtheit und Großzügigkeit liegt und nicht im Detail. Modersohn-Becker will die subjektive Empfindung weitgehendst ausschließen. Der fast abstrahierende Bildaufbau wird durch den Verzicht auf einen Horizont verstärkt. In dieser Landschaft kniet mit dem Rücken zum Betrachter ein Mädchen, umgeben von drei Schafen - Mensch und Tier scheinen durch die ungewöhnliche Perspektive von der Wiese umschlossen zu sein. Die leicht abgewendete, fast träumerische Kopfhaltung lässt das Kind distanziert erscheinen und dennoch ist es eng mit der ihn umgebenden Landschaft verbunden.
Öl auf Pappe , teils geritzt, auf Sperrholz aufgezogen, um 1903
Wichmann 414. 54 x 69 cm ( 21,2 x 27,1 in)
Sammlung Felix Peltzer, Stolberg (1958 erworben).
Privatsammlung Deutschland.
Deutsche Malerei im XX. Jahrhundert, Suermondt-Museum, Aachen 1959, Kat.Nr. 3 (mit Abb.).
Die Sammlung Felix Peltzer, Suermondt-Museum, Aachen 1962, Kat.Nr. 57 (Abb. 3).
Modersohn-Becker gibt nicht die Wirklichkeit wieder, sondern liefert dem Betrachter ihre eigene Interpretation der Welt. "Sie füllte die Leinwand nicht gemäß der vorgegebenen Natur, sondern sie setzte die farblichen und formalen Mittel so ein, wie ihr die Komposition aufgrund der persönlichen Empfindung vorschwebte. In dieser Auffassung berührte sie sich deutlich mit den modernen Anschauungen der Nabis, der Fauves und der Expressionisten." (zit: Christa Murken-Altrogge, Paula Modersohn-Becker. Leben und Werk, Köln 1980, S. 82). Schon in unserem Bild spürt man den Einfluss der französischen Avantgarde-Künstler, deren Arbeiten sie durch zahlreiche Aufenthalte in Paris seit 1900 kannte. Ihre Vorreiterrolle für die Expressionisten und ihre Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist offensichtlich. [SSt]
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