Sale: 330 / Modern Art / Post-War, Dec. 05. 2007 in Munich Lot 322

 
Adolf Luther - Spiegelobjekt


322
Adolf Luther
Spiegelobjekt, 1974.
Object
Estimate:
€ 10,000 / $ 10,700
Sold:
€ 18,000 / $ 19,260

(incl. surcharge)

Spiegelobjekt. 1974.
Objekt. 40 Konkavspiegel in OPlexiglaskasten.
Auf der Rückwand signiert und datiert sowie mit den Stempeln "Sehen ist schön" und "Luther. Licht und Materie". 72 x 142 x 7 cm ( 28,3 x 55,9 x 2,7 in).

Die Arbeit ist im Archiv der Adolf-Luther-Stiftung, Krefeld, unter der Nummer HSP 001/74 verzeichnet

PROVENIENZ: Sammlung Prof. Robert Häusser (direkt vom Künstler erworben).

Adolf Luther ist in seinem Bestreben, das Unsichtbare sichtbar zu machen und eine Wirklichkeit zu begreifen, die sich der bildnerisch abbildenden Darstellung entzieht, ein Hauptvertreter der Optical Art. Ab 1942 beschäftigt sich Luther mit der Malerei und mit ersten Beobachtungen des Lichtes als eigenständige Realität. Nach der Rückkehr aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft wird der promovierte Jurist Referendar am Oberlandesgericht Düsseldorf, beteiligt sich jedoch zugleich an Ausstellungen in Krefeld, Düsseldorf und Hamburg. 1947-57 experimentiert Luther mit unterschiedlichen Malstilen, er bewegt sich vom perspektivischen Abbild zur reinen Farbflächenmalerei, um seine eigenen Erfahrungen für einen künstlerischen Neubeginn zu sammeln. 1957 gibt Luther den Juristenberuf endgültig auf, um sich ganz der Kunst zu widmen. In den gespachtelten Oberflächen seiner "Dynamischen Formen" entdeckt er das Licht als unmittelbaren Gestaltungsfaktor im Raum. 1959-61 entwickelt der Künstler die "Licht + Materie"-Arbeiten weiter und erprobt neue Materialien. Seine Werke kann er 1960 in den ersten Einzelausstellungen im Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld und in der Drian-Gallery in London präsentieren. Für Luther wird das Glas die wichtigste Materie, um Energie in Form von Licht bildhaft vorzustellen. In den 1960er Jahren entstehen Lichtschleusen, Arbeiten mit "optischen Medien", Arbeiten mit Hohlspiegeln und erste "Sphärische Objekte".

Eine strenge serielle Anordnung identischer Teile kennzeichnet alle Hohlspiegelobjekte Luthers. Er strebt bewusst diese Einfachheit in der Konstruktion an, denn er möchte jede Eigenästhetik ausschließen. Seine Objekte sollen allein Instrumente einer neuen Lichtwahrnehmung sein. So reflektieren die Spiegel den umgebenden Raum und dynamisieren ihn optisch. Vor allem die großen Hohlspiegelobjekte sind dazu geeignet, den Betrachter zu irritieren. Sie vervielfältigen nicht nur ihre Umgebung, verdrehen und verzerren die Perspektive, sondern vermitteln auch in der Bewegung eine komplexe optische Erfahrung. Günther Uecker beschreibt das Werk seines Kollegen wie folgt: "Luther wird zur Erfahrung einer neuen Welt, einer Welt des artikulierten Lichtes. Optische Gläser und Spiegel sind die Medien für einen neuen visuellen Prozeß auf der Strecke zwischen dem Auge des Betrachters und dem Objekt. Luther, in seinem langen Bemühen, die Stofflichkeit des Lichtes zu erfassen, hat eine freie Welt sichtbar gemacht, die an die Geschichten des Glasberges und an die Vorstellungen Scheerbarts erinnert. Bei ihm haben sie ihre Realisierung gefunden: die Wirklichkeit des Lichtes in der Welt!" (Uecker, zit. nach: Aust.Kat. Städtisches Museum Schloß Morsbroich, Leverkusen 1969, S. 61).

1979 wird dem Künstler durch das Land Nordrhein-Westfalen der Professorentitel verliehen, 1989 wird er mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Im selben Jahr gründet er die Adolf-Luther-Stiftung in Krefeld. [ME]

Zustand: In guter Erhaltung. Vereinzelt mit kleinen Kratzspuren. Im Objektkasten minimal angestaubt. Seiten mit unbedeutenden Farbspritzern.




322
Adolf Luther
Spiegelobjekt, 1974.
Object
Estimate:
€ 10,000 / $ 10,700
Sold:
€ 18,000 / $ 19,260

(incl. surcharge)