Sale: 309 / Rare Books, May 21./22. 2007 in Hamburg Lot 1013

 
Goltz, W. L. Colmar von der - Autographen und Dokument-Slg., ca. 117 Tle. + 3 Photogr. + 1 Gedichtbd.


1013
Goltz, W. L. Colmar von der
Autographen und Dokument-Slg., ca. 117 Tle. + 3 Photogr. + 1 Gedichtbd., 1865.
Estimate:
€ 3,000 / $ 3,210
Sold:
€ 2,760 / $ 2,953

(incl. surcharge)
Goltz, (Wilhelm Leopold) Colmar von der, General, Schriftsteller, 1843-1916. 44 eigh. Briefe und 8 eigh. Karten m. U. an seine Ehefrau Therese (1843-1922). Konstantinopel, ferner Berlin, Königsberg, Thessaloniki, Greifswald u. a. Aus den Jahren 1865 und 1895 bis 1914. Zus. ca. 135 S. Überwieg. 8vo.
Umfangreiche Sammlung und Dokumentation einer bedeutenden militär. Laufbahn. - Nach seiner Ausbildung an der Königsberger und Berliner militär. Akademie war von der Goltz u. a. 1886-96 als Organisator des Militärbildungswesens in Konstantinopel tätig und wurde 1902 zum kommandierenden General in Königsberg ernannt; seit 1907 war er u. a. Generalinspekteur der deutschen Ostarmee, 1909-13 hielt er sich als Berater mehrf. in der Türkei auf. - Während seiner Akademiezeit verdiente sich von der Goltz den nötigen Unterhalt für sich und seine Familie als Romanschriftsteller (Ps. "W. von Dünheim"), desweiteren verfaßte er, basierend auf seinen vielfätigen und umfangreichen militär. Erfahrungen, mehrere bedeutende militärwissenschaftl. Werke, darunter Roßbach und Jena (1883), Das Volk in Waffen (1883) und Krieg und Heerführung (1901), die tlw. von großem Einfluß auf das deutsche Militärwesen waren. - "Goltz war ohne Zweifel eine der interessantesten und vielfältigsten Persönlichkeiten im wilhelminischen Zeitalter. Er war ein Mann von erheblichen außenpolitischen Einsichten, die er sich in seiner langjährigen Auslandsverwendung erworben hatte, dazu hoch gebildet ... Er unterzog militärische Mangelerscheinungen einer freimütigen publizistischen Kritik" (NDB VI, 631f.) - Die vorlieg. mehr als vierzigjährige, tlw. tägliche Korrespondenz mit seiner Frau Therese ("Liebes gutes Thechen", "Mein liebes Alterchen") stammt (neben 2 Briefen aus seiner Verlobungszeit 1865) aus dem Zeitraum 1895 bis 1914, verfaßt an den versch. Orten seiner militär. Tätigkeit. Sie behandelt teils Privates und Familiäres wie Umzugsplanungen, Besuche, Verwaltung des Familiengutes, Finanzielles; teils Berufliches wie Manöver, Quartiere, Offiziere, Reisedaten, Armeepferde, enthält politisch-militär. Anmerkungen etc. - Auszüge: Über die Gutsverwaltung auf Hinzenstern bei Halle: "... Hier geht die Wirtschaft langsam vorwärts; wir sind bei der Endte ... Ich sitze hier und rechne wie Schuhart. Mit brummt ordentlich der Kopf davon ... aber es ist nöthig ... wie überall, wo der Herr nicht anwesend ist, hat doch aus Unordnung eine namenlose Verwirrung geherrscht und auch Verschwendung ..." (27. VII. 1906) - Als Generalinspekteur in Posen: "... Ich darf ja darauf keinen Einfluß ausüben; denn der General-Inspecteur hat nicht einmal das Recht einer Kritik. Er darf eigentlich nur bei den Besichtigungen durch den kommandierenden General zusehen und dann an den Kaiser berichten. Da ist recht wenig - um so weniger, als die Berichte nicht gelesen werden. Sie haben wenigstens noch niemals eine Folge gehabt ..." (9. VIII. 1908) - In Konstantinopel als Berater des Pascha: "... Die Personen an der Spitze haben sämmtlich gewechselt; es stehen jetzt in der Tat junge und auch fähige Leute dort. Die Verhältnisse im Großen aber sind doch dieselben geblieben. Wo hätte sich denn auch ein Volk in so kurzer Zeit in seinen Lebensgewohnheiten geändert ... An Tätikeit freilich fehlt es nicht, wohl aber an Organisation der Arbeit ..." (18. VII. 1909) - "... Die Erinnerungen verfolgen einen hier auf Schritt und Tritt und stimmen mich gar manches Mal recht melancholisch. Aber es ist ja Menschenschicksal, daß man im Alter allein sein soll und wären wir beiden nur nicht getrennt, so könnte man sich damit schon abfinden ..." (27. VII. 1909) - Von einer Seereise nach Sonderburg, zwei Tage vor dem Attentat auf den österreich-ungar. Thronfolger in Sarajevo: "... dann folgt Ruhe bis zum 14. August. Gott gebe, daß sie durch nichts gestört werde ..." (26. VI. 1914) - Ferner enthalten: 1 Album mit 25 eigh. Gedichten von Goltz von 1865. 27 beschr. Bll. Ldr. d. Zt. 8vo. - Beilieg. 28 eigh. Briefe m. U. von Therese von der Goltz an ihren Mann. Königsberg, Berlin u. a. 1907-1914. - Versch. Beigaben (darunter 18 Briefe und Postkarten an die Familie von der Goltz, darunter 1 Schreiben an Therese v. d. G. anläßl. des Todes von C. von der Goltz 1916; 3 Orig.-Photographien des Atelier E. Werner, um 1895, mit Innenräumen, Formate 23 : 29 cm; 17 Zeichnungen meist in Feder und Bleistift meist von Hertha von der Goltz, geb. von Warburg).




1013
Goltz, W. L. Colmar von der
Autographen und Dokument-Slg., ca. 117 Tle. + 3 Photogr. + 1 Gedichtbd., 1865.
Estimate:
€ 3,000 / $ 3,210
Sold:
€ 2,760 / $ 2,953

(incl. surcharge)